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Als nächstes kommt das eigene Pils

Die Sennestädter Ein-Mann-Brauerei Blackman’s Craft freut sich über wachsendes Interesse an ihren Biersorten

Westfalenblatt, 09.01.2024, Markus Poch; Fotos: Bernhard Pierel
Der schwarze Mann und sein Bier: Mit großer Euphorie betreibt der Queller Jörg Dörscheln in Sennestadt die Brauerei Blackman’s Craft. Im laufenden Jahr will der 52-Jährige sein Unternehmen um einen Schankraum erweitern. Außerdem plant er Besichtigungen und Braukurse sowie – als nächstes – ein eigenes Pilsener Bier.

Sennestadt. In seinem Geschäft dreht sich alles um den richtigen Zucker. „Denn auf den Zucker kommt es an“, versichert Jörg Dörscheln. Der 52-jährige Unternehmer stellt mit seiner aus Getreide gewonnenen Maische nicht etwa Süßigkeiten her oder marmeladige Brotaufstriche, sondern Bier. Seit 2020 betreibt er im Alleingang die Kleinbrauerei Blackman’s Craft. Seine Craft-Biere sind ober- oder untergärig und „garantiert frei von Klärmitteln, Brauhilfsstoffen sowie anderen Zusatzstoffen“. Zum Einsatz kämen ausschließlich Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Auf diese Philosophie schwört der „Exil-Hesse aus Frankenberg“, der seit seinem 17. Lebensjahr nach eigenen Angaben „alles vergärt, was nicht niet- und nagelfest ist“. Am Anfang waren das vor allem Säfte und Fruchtweine, heute sind es Biere. Die Grundzüge der dazu erforderlichen Biochemie „kannte ich noch aus meiner Schulzeit“.

»Später wird es bei mir bestimmt ein Brackweder Dunkel geben und vielleicht auch einen Ummelner Bock.«

Seine aktuellen Braukreationen, derzeit sieben Sorten, tragen zum Teil heimatlich anmutende Namen wie Senner Gold oder Queller Pale Ale. „Später wird es bei mir bestimmt ein Brackweder Dunkel geben und vielleicht auch einen Ummelner Bock“, kündigt Jörg Dörscheln an. Doch ganz aktuell arbeitet er zusammen mit seinem langjährigen Geschäftsfreund René Kallus an der Entwicklung des ersten eigenen Pilseners. Das soll in diesem Frühjahr auf den Markt kommen.

Zwei seiner Verkaufsschlager mit örtlichen Namen: das Queller Pale Ale (QPA) und das Senner Gold.

Die Anfänge der Brauerei Blackman’s Craft liegen in einem kleinen Kellerraum in Quelle – ganz in der Nähe der früheren Gaststätte Waldquelle. Zehn Jahre lang, bis Anfang 2023, braute Dörscheln dort nach Feierabend bis zu 800 Liter Bier pro Monat: „Das war die maximale Ausstoßmenge, die ich noch unfallfrei realisieren konnte“, sagt der Mann schmunzelnd, der das Pils der hessischen Brauerei Licher seine „Pubertätsbrause“ nennt. Ein Ausstoß im dreistelligen Literbereich reiche aber nicht mehr aus, um den wachsenden Bedarf an seinen Bieren befriedigen zu können.

Deshalb hatte Jörg Dörscheln schon länger die Anmietung eigener Räume beschlossen – zumal ihn die Corona-Pandemie zwischenzeitlich aus seinem Beruf, einer Führungsposition in der Altenpflege, getrieben hatte.

An einem seiner vier Gärtanks à 500 Liter test Döscheln den Reifegrad des Getränks. Sechs bis acht Wochen – je nach Sorte – brauchen seine Biere bis sie den gewünschten Geschmack erreicht haben.

Bei der Suche nach einem geeigneten Domizil stieß er Anfang 2023 auf die 250 Quadratmeter große Halle eines Logistikers in Sennestadt, wurde mit dem Eigentümer einig und ist seitdem im Industriegebiet an der Gildemeisterstraße 90 b ansässig – nicht ohne zuvor Brauerei-Ausrüstung „im Wert eines Einfamilienhauses“ angeschafft zu haben.

Warum das ganze Blackman’s Craft heißt? Das Kind brauchte einen Namen, und Dörscheln liebt die Farbe Schwarz. Der gelernte Altenpfleger und Diakon trägt nichts anderes – getreu dem Motto „Schwarz ist bunt genug“. Was lag da näher, als sich in schwarzer Kluft sowohl im Titel als auch im Logo der Firma zu verewigen? Immerhin trägt er zu besonderen Anlässen und zum Zeichen seiner Kreativität eine orangefarbene Krawatte.

Obwohl der Brauereichef selbst braut, ist er kein Braumeister, darf sich nach einer zusätzlichen Qualifikation aber Brauer und Mälzer nennen. Das wiederum beschreibt sein Tätigkeitsfeld nur ungenügend. Denn er macht tatsächlich alles selbst – vom Brauen über das Abfüllen bis hin zur Vermarktung.

Eine kleine Abfüllanlage, die 100 Liter (200 Flaschen) pro Stunde schafft, hilft ihm zwar bei der Arbeit. Aber letztendlich stellt er jede einzelne Bügelflaschen unter das Ventil, nimmt sie anschließend gefüllt wieder weg, um den Bügel von Hand zu schließen. Selbst die Etiketten klebt er manuell auf – mit dem Prittstift; und zwar nicht, ohne vorher mit der Bügelsäge, einem Schraubstock und großer Sorgfalt die passenden Verfallsdaten auf den Etiketten markiert zu haben.

Eigenleistung bis ins Detail: Per Bügelsäge markiert Dörscheln die Verfallsdaten auf seinen in den Schraubstock eingespannten Bieretiketten.

»Mittelfristig würde ich mit der Brauerei schon etwas Geld verdienen wollen.«

So viel Handarbeit kostet Zeit und Geld. Nicht umsonst zahlt der Kunde 40 Euro für einen Kasten Blackman’s Craft, also gut und gerne das dreifache des Kastens einer Großbrauerei.

„Da ich klein bin, muss ich so teuer sein. Das geht gar nicht anders“, erklärt Jörg Dörscheln. Doch wie will er sich mit diesen Preisen gegen die Großen der Branche behaupten? Ganz einfach: Er setzt mit seinen Produkten auf eine Bereicherung der Biervielfalt und auf das Bewusstsein seiner Kundschaft, sich mal etwas anderes zu gönnen: „Die Leute trinken mehr und mehr das, was ihnen gut schmeckt und von dem sie auch genau wissen, woher es kommt.“

Bis zu 200 Flaschen pro Stunde schafft der Brauereichef mit seiner kleinen Abfüllanlage. Die Bügelverschlüsse verschließt er einzeln von Hand.

Bis zu 2000 Liter Bier verkauft Dörscheln im Monat. „Das reicht aus, um die Miete zu zahlen“, sagt er augenzwinkernd. „Aber mittelfristig würde ich mit der Brauerei schon etwas Geld verdienen wollen.“ Dazu strebt er den Absatz von monatlich 3500 Litern an.

Zu kaufen oder ausgeschenkt gibt es Blackman’s Craft im Brause-Syndikat (Stapenhorst-/Ellerstraße), in Tanis Schatzkiste (Friedrichsdorf), in der Gaststätte Friedrichshöhe (Steinhagen) und direkt in der Brauerei.