Brauer schwärmt vom Senner Trinkwasser
Seit fast drei Jahren ist die Bierbrauerei „Blackman’s Craft“ in Sennestadt am Werk. Der Brauer kann der Nachfrage kaum nachkommen.
Neue Westfälische, 15.09.2023, Jürgen Mahncke
Zum „Senner Spätsommer“ am Samstag kann probiert und gefeiert werden.
Sennestadt. Am Anfang steht der obligatorische Probeschluck in der im Business-Park Bielefeld-Süd gelegenen Brauerei. Gelblich trüb mit einer schönen Blume, läuft das Bier in die Kehle – mit einem leicht süßlichen Geschmack, der sich schnell in eine herbere Note ändert. Erfrischend, süffig und genau das Richtige für die Spätsommertage. Der Geschmackstest ist bestanden.
Jörg Dörscheln ist der Brauer von „Blackman’s Craft“, einem kleinen Unternehmen, das seit fast drei Jahren handwerklich Gerstensaft herstellt. Der gelernte Diakon und Altenpfleger hat sich seit 2020 dem professionellen Bierbrauen verschrieben und produziert im Augenblick mehr als 2.000 Liter pro Monat, Tendenz steigend.
Mit dem „Quelle Pale Ale“ war es losgegangen. „Ich habe eben in Quelle angefangen zu brauen“, erklärt Jörg Dörscheln. Die Idee war, für jeden Bielefelder Stadtteil ein spezielles Bier auf den Markt zu bringen. Jetzt wartet im Lagertank das „Sparrenburger“ auf seine Reife. Und das „Senner Gold“ wird bereits abgefüllt. An der Seite von Dörscheln befindet sich ein weiterer Brauer, René Kallus. Dieser erfreute ab 2014 mit seiner „Braustube Bielefelder Biermanufactur“ Biertrinker, ehe er 2019 die Fertigung einstellte. Irgendwann lief ihm der Senner Brauer über den Weg – und man entschloss sich, gemeinsame Sache zu machen.
Jedes Bier, das heute in der kleinen Lagerhalle an der Gildemeisterstraße 90b produziert wird, ist ungefiltert und damit naturtrüb. Der Gerstensaft ist nicht wärmebehandelt. Und tatsächlich befinden sich nur die klassischen vier Zutaten im Bier: Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. „Hauptbestandteil ist das gute Wasser aus der Senne. Es eignet hervorragend für die Bierproduktion, da es sehr weich ist. Das ist ein Glücksfall“, sagt Dörscheln. Deswegen könne sich „Blackman’s Craft“ auch erlauben, mit einem dem Pils verwandten Getränk zu experimentieren. „Dafür haben wir einen kleinen Versuchsreaktor und schauen, ob wir ein Produkt erzeugen können, das ankommt“, erklärt der Bierbrauer seine Philosophie.
Im Sudkessel wird das Bier gekocht oder besser, gebraut. Das Getreide, also Malz, wird grob geschrotet und dann je nach Rezept mit Hopfen versetzt und dann erhitzt. Zugesetzte Hefe macht aus dem Zucker, der in dem Sud ist, den Alkohol und die Kohlensäure. „Die Herstellung eines Sudes dauert etwa sieben Stunden. Ich muss immer dabei bleiben.“
Nachfrage ist gut: „Ich komme mit dem Brauen nicht nach“
Vieles ist zwar automatisiert, aber dennoch braucht es den Brauer, der den Vorgang begleitet und über Geschmack und Geruch merkt, ob der richtige Weg zum gewünschten Produkt eingeschlagen wurde“, erklärt Dörscheln. In den rund 600 Liter fassenden Gärtanks aus Edelstahl bleibt das Bier dann zwischen vier und sechs Wochen, ehe es in die Lagertanks umgefüllt wird. In denen erlangt es dann seine endgültige Reife. Abgefüllt wird entweder in 0,5 Liter-Bügelflaschen oder in Fässer von 20 oder 30 Litern.
Dörschelns Wurzeln liegen im Oberhessischen in der Nähe von Marburg. Seit seinem 17. Lebensjahr vergärte er schon alles, was an Bäumen und Büschen wuchs. Aus allen möglichen Obstsorten wurde so leckerer Obstwein. Vor einigen Jahren schwenkte er dann auf Bier um. In seinem Keller in Quelle startete er als Amateur mit einem Equipment für gerade einmal 25 Liter. Und die Leidenschaft war geweckt: 2020 entschloss er sich, seinen eigentlichen Beruf an den Nagel zu hängen und Brauer zu werden. Inzwischen verfügt er über ein rundherum professionelles Equipment – das er auch benötigt: „Die Nachfrage ist sehr gut, ich komme mit dem Brauen nicht nach“, sagt Dörscheln. Es sei das besondere Bier mit dem besonderen Geschmack, das beim Konsumenten gut ankomme. „Demnächst will ich auch den Jahreszeiten entsprechend zum Beispiel Weihnachtsbier oder Maibock herstellen“, erzählt der Brauer.
Das Bier von „Blackman’s Craft“ wird im Augenblick in der Gaststätte „Friedrichshöhe“ in Steinhagen und in der Bielefelder Kneipe „Plan B“ angeboten. Der Hauptverkauf findet direkt aus dem Laden heraus an der Gildemeisterstraße in Sennestadt statt, immer donnerstags von 13 Uhr bis 18 Uhr. Zusätzlich soll die kleine Brauerei demnächst mit einem Probier-Raum erweitert werden, es sollen auch Brau-Lehrgänge angeboten werden. „Ich bin noch im Aufbau“, sagt Dörscheln.
Jetzt wird erst einmal der Senner Spätsommer, ein kleines aber feines Brauereifest, vorbereitet. Am Samstag, 16. September, können alle Bierfans einen Blick in die Brauerei werfen und natürlich die Erzeugnisse auch trinken. Zum Bier gibt es chillige Musik, Bratwurst, Grillkäse, Laugengebäck, Kuchen und Kaffee. Die Veranstaltung soll wachsen und zu einem festen Termin im Jahr werden.
Eines bleibt allerdings noch zu klären: „Blackman’s Craft“, woher stammt eigentlich der Name? Übersetzt würde es „das Handwerk des schwarzen Mannes“ bedeuten. Dörscheln trägt generell nur schwarze Kleidung. Und sein Handwerk versteht er bestens. Alles weitere kann man sich jetzt zusammenreimen.